"Sabine Schiffner schickt uns mit "Kindbettfieber direkt in die Kopfe ihrer Figuren: Sie lehrt uns, das zwanzigste Jahrhundert zu sehen, zu horen, zu riechen und zu schmecken. Wir geraten in Tuchfuhlung mit vier Frauengenerationen, von der Urgromutter, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs im Wochenbett liegt, bis zur Urenkelin, die Anfang der achtziger Jahre zwischen Ostermarsch und Westernhagen-Konzert unverhofft auf die Geschichte ihrer Vorfahrinnen stot. Es ist, als wurden die fieberhaften Anfalle bis an den Rand des Wahns ebenso wie die fiebrigen Traume von den Muttern auf die Tochter ubertragen. Denn wahrend die Grovater, Vater und Sohne fruhmorgens das Haus verlassen, um uber den Deichweg in den Sumpf zu verschwinden, oder auf Dienstreisen gehen, oder fur immer in die Fremde ziehen, bleiben die Frauen zuruck in Bremen, der wachsenden, Erinnerungsspur um Erinnerungsspur ausloschenden Stadt. Umweht von Seeluft und Kolonialwarenduften, zwischen Sombreros, Papageien und exotischen Pflanzen horchen Sabine Schiffners Romanheldinnen auf ferne Musik, um jene Fremde abzuwehren, die sich in ihnen ausbreiten will." Marcel Beyer